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Bakterien

Bakterien ähneln in ihrem Aufbau einer menschlichen Zelle. Nur ein winziger Teil der in der Natur vorhandenen Bakterienarten kann Krankheiten hervorrufen. Solche Bakterien nennt man pathogene Bakterien. In der Natur, auf dem Erdboden, in der Luft, im Wasser und auch im menschlichen Organismus existieren "gute" Bakterien, zum Beispiel in der Darmschleimhaut oder in der Mundschleimhaut, und übernehmen dort ihre jeweiligen Aufgaben. Diese Bakterien sind in der Regel apathogen, also nicht krankheitsauslösend. Die verschiedenen Bakterienarten werden nach ihrem Aussehen unter dem Mikroskop unterschieden in kugelige, stäbchenförmige und schraubenförmige. Die bekanntesten sind die Staphylokokken, die vor allem Infektionen der Haut, zum Beispiel Abzesse verursachen, die Streptokokken, die an eitrigen Entzündungen der Haut oder des Rachenraumes beteiligt sind, und die Pneumokokken, die Lungenentzündungen hervorrufen.

Bei der Frage der Therapie akuter Infektionen spielt es eine wichtige Rolle, was für ein Erreger Auslöser dieser Störung ist, ob Viren oder Bakterien in Schach gehalten werden müssen.

Bakterien kann man mit Antibiotika im wahrsten Sinne des Wortes "bekämpfen". Das Wort biotikos kommt aus dem Griechischen und bedeutet "zum Leben gehörig", Antibiotika sind also "gegen das Leben" gerichtet, und Bakterien sind Lebewesen im Gegensatz zu Viren, die keinen eigenen Zellkern und keinen eigenen Stoffwechsel haben. Gegen Viren sind Antibiotika deshalb in keinem Falle sinnvoll. Sie lassen sich nicht von Antibiotika "bekämpfen".

Es gibt bis heute nur wenige Medikamente, die direkt auf die einzelnen Viren einwirken. Um sich vor viralen Belastungen zu schützen, muss der Organismus insgesamt in seiner Regulationsfähigkeit unterstützt werden: Das Immunsystem muss gestärkt werden, dann sind die Zellmembranen eher in der Lage, sich gegen einen viralen Angriff zu schützen. Die Viren finden dann keine "Andockmöglichkeit" an den Zellwänden. Zunehmend wird heutzutage mit der Gabe von Interferon, dem körpereigenen, intrazellulären Antivirenmittel, therapiert.

Bei der Therapie bakterieller Infekte hat sich in den letzten Jahren ein Problem entwickelt, das der Medizin zunehmend Kopfzerbrechen bereitet: Viele Bakterien sind immun geworden gegen Antibiotika, das heißt, sie sind resistent. Diese Resistenz und die damit verbundene Untherapierbarkeit bestimmter Erkrankungen ist eindeutig auf den jahrelangen und leider teilweise bis heute noch vorherrschenden unbedachten Umgang mit Antibiotika bei Infektionserkrankungen zurückzuführen.

Die Schwierigkeit in der Medizin ist die eindeutige Bestimmbarkeit des Erregers. Oft dauern Laboruntersuchungen einige Tage, bis klar ist, was genau die Infektion hervorgerufen hat. Bis dahin werden "vorsichtshalber" Antibiotika gegeben, oft sogar Breitband-Antibiotika, die nicht gezielt auf ein bestimmtes Bakterium gerichtet sind, sondern "in einem breiten Band" alle möglichen Bakterien angreifen sollen. Nicht nur, dass dadurch die Resistenz vieler Bakterien gegen Antibiotika vorangetrieben wird, sondern der Organismus wird auch noch seiner Möglichkeiten beraubt, sich mit dem Erreger auseinander zu setzen, zu "lernen" und sein Immunsystem zu trainieren.

Selbstverständlich kann der Einsatz von Antibiotika sehr sinnvoll und notwendig sein, wenn der Organismus nicht allein mit dem Erreger fertig wird und das Bakterium die Überhand zu gewinnen droht. Jeder Patient sollte aber von sich aus nicht unbedacht mit Antibiotika umgehen, um vermeintlich ganz schnell wieder "ins Gleichgewicht zu kommen" und im Alltag voll einsatzfähig zu bleiben. Nicht selten ist zu hören: "Dann habe ich Antibiotika genommen, damit es schneller ging. Eine Erkrankung konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht leisten!"

Antibiotika bewirken zwar zunächst eine drastische, effiziente Bekämpfung des bakteriellen Erregers und führen schnell zu einer symptomatischen Besserung. Aber der Organismus muss die anfallenden Gifte auch verarbeiten, und die Lymphe ist stark gefordert. Darüber hinaus wird durch das Antibiotikum das harmonische Zusammenspiel, die Symbiose zwischen den körpereigenen Darmbakterien und den im Dünndarm ansässigen Immunzellen im Milieu der Darmschleimhaut, gestört. Eine so irritierte Darmschleimhaut kann ihre Aufgaben nicht bewältigen, und in der Folge wird das Immunsystem geschwächt. Gerade jetzt, am Ende einer akuten Erkrankung, braucht der Organismus aber alle seine Kräfte, um die Erkrankung letztendlich besiegen zu können.

Über diese Zusammenhänge sollte sich jeder im Klaren sein und verantwortungsbewusst sich selbst gegenüber entscheiden, ob eine Antibiotikumgabe wirklich nötig ist. Fest steht, dass die Kompensationsfähigkeit unserer Regelkreise darunter leidet, wenn wir "mit Kanonen auf Spatzen schießen". Der Organismus benötigt zur Bewältigung einer akuten Erkrankung in jedem Falle zusätzliche Energie. Wenn man sich für ein Antibiotikum entschieden hat, sollte man dem Körper also auch Ruhe gönnen und energiereiche Ernährung, um damit sein Regulations- und Kompensationssystem wieder aufzubauen und den gesamten Heilungsprozess aktiv zu unterstützen.

 


     


Es muss eine Stunde am Tag geben, wo der Mensch, der zu reden hat, verstummt.

Es muss eine Stunde geben, wo der Mann der Entschlüsse seine Entschlüsse beiseite schiebt, als wären sie alle zerronnen, und wo er eine neue Weisheit lernt: die Sonne vom Mond zu unterscheiden, das Meer vom festen Land und den Nachthimmel von der Wölbung eines Hügels.
 
Thomas Merton
(1915 - 1968)